VAN DER STAPPEN blieb zeit seines Lebens dem akademischen Milieu verbunden. Er studierte von 1859 bis 1868 in Brüssel, wo er im Atelier von Jean-François PORTAELS  durch Constantin MEUNIER stark beeinflusst wurde. Seit 1868 war er sowohl in etablierten Salonausstellungen als auch bei Präsentationen moderner Gruppen, etwa Les XX oder La Libre Esthétique vertreten. In den 1870er-Jahren reiste er nach Italien, um Skulpturen der griechischen und römischen Antike sowie der italienischen Renaissance zu studieren.

1883 wurde er Professor für Bildhauerei an der Académie royale des Beaux-Arts in Brüssel, die er auch einige Jahre lang als Rektor leitete. Er sorgte dafür, dass in Belgien zum ersten Mal Frauen Bildhauerkurse belegen durften. Er erhielt immer wieder öffentliche Aufträge und erarbeitete sich internationalen Ruhm mit seinen allegorischen Skulpturen, die klassische Vorbilder zitieren, aber Merkmale des Naturalismus und Symbolismus aufweisen. ◼︎Nach Arnika GROENEWALD-SCHMIDT in: »Dekadenz und dunkle Träume – Der belgische Symbolismus«. Staatliche Museen zu Berlin, 2020

Obwohl das Auktionshaus die Figur neutral beschreibend »Geflügelter Soldat« benennt, ist ihr Habitus zweifellos von gängigen skulpturalen Darstellungen Michaels als Drachentöter inspiriert. Da seit dem 17. Jahrhundert der Satan zunehmend als Männerakt dargestellt wird, fungiert VAN DER STAPPENs »nackter Mann« ganz unproblematisch als Michaels unterlegener Widersacher. ZAC·

Große Berliner Kunstausstellung 1898

Ausstellungssaal mit Werken Charles Van der Stappens;

rechts außen:

Charles Van der Stappen

Kat. Nr. 1547 »Die Legenden und die Zünfte der Stadt Brüssel« Tafelaufsatz, versilberte Bronze

Abb. aus dem Katalog  ▶https://digi.ub.uni-heidelberg.de/

Ob sich der Tafelaufsatz erhalten hat, konnte ich bisher nicht ermitteln. Er erscheint insofern von Interesse, als die bekrönende Figur als Erzengel Michael gedeutet werden kann. ZAC·

Skulptur 19. Jh. → KISS